Nachruf: Prof. Dr.-Ing. habil. Hans Brand

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Nachruf:

Der Lehrstuhl für Hochfrequenztechnik
an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
trauert um seinen Gründer

Prof. Dr.-Ing. habil.

Hans Brand

Hans Brand verstarb am 24. Juli 2020 in Erlangen, kurz nach seinem 90. Geburtstag.

Am 04. Juni 1930 wurde Hans Brand in Dortmund geboren. 1951 beendete er seine Schulzeit mit der Reifeprüfung am Gymnasium in Warburg in Westfalen. Schon als Schüler interessierte er sich für das Fachgebiet und die Physik der Elektrotechnik. Im Wintersemester 1951 nahm Herr Brand das Studium der Elektrotechnik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen auf. Mit der Diplom-Hauptprüfung beendete er 1956 als Diplom-Ingenieur das Studium. 1956 begann seine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Herrn Prof. Dr. techn. Dr.-Ing. E.h. Herbert Döring am Institut für Hochfrequenztechnik an der RWTH Aachen. Im Dezember 1962 promovierte Hans Brand mit einer Dissertation über quaderförmige Ferritresonatoren im Mikrowellenbereich zum Dr.-Ing. Auf Anregung von Herrn Professor Döring beschäftigte sich Hans Brand in dieser Zeit mit dem Aufbau der damals neuen Lasertechnik im Institut für Hochfrequenztechnik in Aachen. Überlegungen und Untersuchungen zum Thema „Grundlagen und Aufbau einer allgemeinen Schaltungslehre linearer Mikrowellennetze“ waren das Thema seiner Habilitation 1968. Mit dem
Titel „Schaltungslehre linearer Mikrowellennetze“ erschienen diese Arbeiten als
Fachbuch 1970.

Nach langer Vorarbeit konnte im November 1966 die Technische Fakultät an der
FAU Erlangen-Nürnberg offiziell den Studienbetrieb aufnehmen. Hans Brand wurde
1969 zum Ordinarius des neuen Lehrstuhls für Hochfrequenztechnik berufen.
Aller Anfang ist schwer, so ging es auch Herrn Brand mit seinen wenigen Mitarbeitern in den alten Gebäuden der Innenstadt von Erlangen. Nach einer weiteren Zwischenstation ab 1971 in einem Mehrzweckbau im Südgelände der Naturwissenschaftlichen Fakultät in der Erwin-Rommel-Straße (jetzt Staudtstr. 1) erfolgte dann
zum Wintersemester 1972/1973 endlich der Umzug in den 5. und 6. Stock des neuerbauten Gebäudes Cauerstraße 9 im Südgelände der Universität. Diese Räume sind die Heimat des Lehrstuhls bis heute geblieben. Für die Mitarbeiter, die Werkstatt, die Forschungslabore und die Lehrveranstaltungen gab es nun ausreichend solide Räume einschließlich der Möglichkeit zur Nutzung des Gebäudedaches für Ausbreitungsversuche.

Mit den Vorlesungen über die physikalischen Grundlagen der Elektronik und die elektromagnetischen Wellen trug Herr Brand in den ersten Jahren des Institutes Elektrotechnik wesentlich zur Ausbildung für alle Studenten der Fachgruppe bei.
Gleichzeitig wurden von ihm die Vorlesungen für das eigene Fachgebiet Hochfrequenztechnik erarbeitet. „Hochfrequenztechnik I-III“, „Quantenelektronik I-II“ und „Integrierte Mikrowellenschaltungen“ sind mit seinem Namen eng verbunden. Dazu kam die Einrichtung hochfrequenztechnischer Praktika. Es war für ihn immer wichtig,
nicht nur die Theorie zu vermitteln, sondern auch dafür Sorge zu tragen, dass diese
in der Praxis Anwendung findet bzw. erst nach einer experimentellen Überprüfung ihre volle Gültigkeit erlangt. Er setzte sich dafür ein, dass im Lehrstuhl in einer eigenen feinmechanischen Werkstatt notwendige Bauteile präzise, zeitnah und in enger
Absprache mit Diplomanden und Mitarbeitern gefertigt werden konnten. Dazu dienen gleichfalls die unter seiner Leitung aufgebauten technologischen Bereiche für die
Messgeräte, Foto- und Zeichnungstechnik (CAD war damals unbekannt).

Herr Brand führte seine Arbeiten auf dem Gebiet der Mikrowellenferrite auch in Erlangen fort, insbesondere im Zusammenhang mit planaren Schaltungen. Mikrowellen-Optoelektronik in Verbindung mit Lasern bot die Möglichkeit des Aufbaus von rückwirkungsfreien Abtastschaltungen. Einen großen Erfolg erzielten Herr Brand und
seine Mitarbeiter 1975 mit der erstmaligen erfolgreichen Photokoagulation bei Oberflächenwunden im Gastrointestinaltrakt zusammen mit der Erlanger Medizinischen Universitätsklinik. Schon früh erkannte Herr Brand die Bedeutung der Objektabbildung mit Hilfe elektromagnetischer und mit akustischen Wellen. Die Auflösung steht im engen Zusammenhang mit der Wellenlänge. Deshalb wurde schon damals bei den elektromagnetischen Wellen der Frequenzbereich von 70 GHz genutzt. Die Anwendungen dienten auch der zerstörungsfreien Durchleuchtung anorganischer und organischer Stoffe. Ihre logische Fortführung fanden diese Untersuchungen mit der Nutzung der Terahertz-Frequenzen bis 600 GHz. Um Signalleistung in diesem Frequenzbereich zu erzeugen, initiierte Herr Brand den Einsatz von Molekülgaslasern, die wiederum vom CO2 – Laser gepumpt werden. Deren Plasma wurde mit der Mikrowellenleistung von Magnetrons aus dem Mikrowellenherd erzeugt. Diese Vielfalt der Themen kennzeichnen Herrn Brands große Bandbreite seiner Interessen und Kenntnisse.

Bis in das hohe Alter von 80 Jahren hat Herr Brand Vorlesungen gehalten. Sein Bemühen galt stets der jüngeren Generation, sie fachlich auszubilden und zu informieren. Ihm war es ein großes Anliegen, insbesondere unsere Energieversorgung im Zusammenhang mit der Ökologie zu untersuchen, zu bewerten und Vorschläge zu machen, wie wir beiden ökonomisch und sozial ohne ideologische Überzeichnung dienen können. Mit seinen Worten:

“Diese Menschheit als ein einzigartiges Konstrukt aus Geist und Materie sollte die Chance nutzen, in diesem Teil von Zeit und Raum die Lebensbedingungen so zu gestalten, dass jedes neu dazu geborene Individuum Mensch sich in ihr geborgen fühlen und seinem Schöpfer dafür danken kann.“

In tiefer Dankbarkeit für viel vermitteltes Wissen, das wir gerne, auch als Erinnerung an ihn, weitergeben und weiterleben möchten.

Seine Kolleginnen und Kollegen des Lehrstuhls für Hochfrequenztechnik der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg